Bereits 1938 veröffentlichte Kressmann Taylor ihren kurzen Text Adressat unbekannt (€ 5.10, rororo) in der amerikanischen Zeitschrift Story. Angesiedelt zwischen Novelle und Briefroman, erzählt sie darin in 19 fiktiven Briefen die Geschichte zweier deutscher Männer in der Zeit von Hitlers Machtergreifung. Doch entwickelt sich deren Freundschaft stetig auseinander, da Max Jude ist, Martin aber mit nationalsozialistischem Gedankengut sympathisiert. Als sich Martin am Tod von Maxens Schwester mitschuldig macht, kommt es zum Eklat: Max beginnt sich zu rächen. Obzwar durch die Kürze des Textes die Handlung mitunter etwas gerafft erscheint, reflektiert das Buch die Korruption der Gesellschaft, aber auch die sprachliche Korruption des Einzelnen durch den Nazismus. TJ
Copyright 2003 by Timon Jakli,
Veröffentlicht im STANDARD vom 31.5.2003