Da hatte ich doch tatsächlich das Glück von CaptainCork beim #Matrosentrinken eine Flasche zugeschickt zu bekommen. Der Deal: 100 Leute bekommen eine Flasche ohne Etikett und mit Blindkorken zugeschickt. Man genießt den Wein und schreibt dem Portal ein paar Zeilen dazu.
Hier also meine Notizen:
Nachdem es sich die mysteriöse Flasche in paar Tage am Fensterbrett zum Rasten gemütlich gemacht hat habe ich Sie auf die Dachterrasse entführt. Mit Blick über Wien, auf den Wienerwald und die untergehende Sonne entkorke ich das gute Stück (gut, das ist Fiktion, passt aber schön zum Bild oben). Die Flasche von außen erinnert mich an die rustikalen Rotweine aus meiner Heimat, dem Burgenland.
Als der erste Schluck ins große Rotweinglas Glas rinnt, dann die Überraschung: Enorm dunkel kommt er daher, selbst gegen das Licht ist da nur ein dunkles Rubinrot, mit noblen purpurnen Reflexen drin. Kurz geschwenkt, massive Kirchenfenster – wie eine dieser üppigen Barockkirchen hier in der Stadt. Ausladend auch der Duft aus dem Glas: Der süße Duft nach Sonne und überreifen Beeren (ganz dunkelrote und schwarze, lange eingekocht) lässt mir warm ums Herz werden. Dieser Wein kommt aus heißen Gefielden, keine Frage. Beim zweiten Schluck macht sich auch der Alkohol bemerkbar, ein schwerer Bursche kuschelt sich da ins Glas.
Ein Portweinabend am Kamin, eine Idee des nie dagewesenen Sommers kommen mir vor Augen. Diese wunderbare Flasche Ruby Port vor ein paar Jahren, mit ihren nie enden wollenden Beerenaromen. Der Garten der Eltern kommt mir in den Sinn, mit dem alten Zwetschkenbaum und dem Johannisbeerstrauch, den Brombeeren mit ihren Stacheln. Irgendwo auch Griechischer Mavrodaphne, von Krise keine Spur hier. Die Gedanken schweifen ab, selbst der kühle Wind hier am Dach vertreibt die schwüle Hitze aus dem Glas nicht.
Dann kommt nach einer Zeit noch Tinte, Graphit, ein bisserl Mon Chérie dazu. Ein Wein voll barocker Lebenslust, der mit seinen Reizen nicht geizt. Vielleicht ohne doppelten Boden, aber mit offensichtlicher Freude und Verlockung. Der Alkohol hält ihn, hinten am Gaumen macht es sich ein bisschen streichelweiches Tannin gemütlich. Nach dem zweiten Glas ist’s mir persönlich aber genug, die Süße spielt sich dann zu sehr in den Vordergrund. Zu dominant ist mir dann die Kombination aus fruchtiger Süße und massivem Alkohol, die keine Zwischentöne mehr zulässt.
Bestimmt würde der Wein sich schön mit einem Hirschrücken vertragen, oder einem kräftigen Wildeintopf – die herben Aromen des Wildes würden sich perfekt mit der Fruchtsüße des Weines ergänzen. Oder Blauschimmelkäse. Da könnte man – wie es die Engländer mit Port halten – den Käse damit übergießen. Könnte auch funktionieren. Oder zu einem herb-süßen, dunklen Mousse au Chocolat, auch fein.
Wo kommt er her ? In Österreich haben wir dafür zu wenig Sonne. In Frankreich erzeugt das Klima mehr Eleganz und Leichtfüßigkeit. Für die USA ist er zu wenig holzig. Südafrikaner könnte er sein, aber wegen der enormen Hitze im Glas würde ich letztlich auf einen jungen Syrah-Merlot aus Australien oder Südamerika tippen…
Meine gekürzte Rezension wurde hier veröffentlicht. Nach der Auflösung war es ein Ceres Anesidora I vom Weingut Ômina Romana für schlanke 82,00 Euro ab Hof. Was wieder mal mein Vorurteil gegen hochpreisige, italienische Rotweine bestätigt 😉
In jedem Fall Danke an CaptainCork für das großzügige und interessante Weinerlebnis!