Obschon vor über 30 Jahren im Angesicht des RAF-Terrors geschrieben, kommt Alexander Gieses Roman Tigersöhne (Edition Doppelpunkt) heute erneut erschütternde Aktualität zu. Giese bezieht seine Handlung aus einer alten arabischen Legende: Im 11. Jahrhundert gehen drei ehemalige Studienfreunde getrennte Wege – Abdul wird Wesir, Hassan aber Anführer einer Sekte von Assassinen, die Knaben rauben und sie zu Attentätern erziehen. Dazwischen Omar, Astronom und Wissenschaftler, der durch sein bedingungsloses Bekenntnis zu Gewaltlosigkeit und Humanität zwischen beiden steht. Spannend, wenn auch mit einigen Längen, erzählt Giese seine Geschichte und appelliert durch die Figur des Omar, nicht vorschnell zu urteilen, sondern das Unbegreifliche des Terrors zu hinterfragen. TJ
Copyright 2003 by Timon Jakli,
Veröffentlicht im STANDARD vom 20.9.2003
Zwischen „urteilen“ und „sondern“ gehört ein Beistrich.