Hallo !

 

Letzte Woche hätten wir uns Gedanken über Psychoanalyse und Literatur machen können. Ein schwieriges und z.T. sehr kontroverses Thema. Einige Anmerkungen dazu:

 

1) Psychoanalytische Literaturbetrachtung kann sich im Wesentlichen vier Instanzen zuwenden: Autor, Inhalt, Form, Leser. Die Betrachtungen Freuds und vieler anderer TheoretikerInnen beschränken sich meist auf die ersten 2 Instanzen.

2) Wie Terry Eagleton hinweist, bietet die Psychoanalyse im Gefolge Freuds einige sehr spannende Ansatzpunkte für Literaturtheorie: Sie bietet eine materialistische (buchstäblich körperorientierte) Theorie der Lust, des Vergnügens und der Identitätskonstitution. Darüber hinaus lenkt die Psychoanalyse auf einen nicht zu unterschätzenden Aspekt: Lektüre von Texten hat auch viel mit Lust und Spaß zu tun (auch wenn dies auf der Uni oft anders aussieht). UND sie bietet - von der FORM des Textes her gedacht - die Möglichkeit einer genauen Untersuchung der Produktionsvorgänge des Textes. Anhand des psychoanalytischen Instrumentariums lassen sich Mutmaßungen und Theorien darüber aufstellen, aufgrund welcher Mechanismen Texte funktionieren.

3) Dies ist schon bei Freud angelegt, der konstatiert, dass die Mechanismen, die in Literatur am Werk sind, denen des Traumes sehr ähneln: In beiden kommt es zu Verdichtung, Verschiebung von Bedeutungen, narrativer Anordnung von Fragmenten usw.

4) Von der Psychoanalyse führen bedeutende Brücken zum Poststrukturalismus: Speziell Freuds "Notizen zum Wunderblock" werden später für Derrida und Dekonstruktion zu einem zentralen Bezugspunkt. Hier gilt es hinter der Oberfläche des Textes, verdrängte und marginalisierte Bedeutungen aufzuspüren. Und Lacans Reinterpreatation der Schriften Freuds ist wohl eine der einflussreichsten Theorien der letzten Jahrzehnte geworden, speziell für Gender- und Feminismusforschung. Lacan geht vor allem der Dezentrierung des Subjekts nach und der Identitätskonstruktion durch etwas Abwesendes ("Phallus").

 

Wer sich für gut gemachte Untersuchungen Lacanscher Prägung interessiert, dem sei der spannende Band: Körperteile. Eine kulturelle Anatomie. Hrsg. von Claudia Benthien und Christoph Wulf. Reinbek: Rowohlt, 2001. (=re 55642). empfohlen.

 

 

In der heutigen Sitzung wird es um Poststrukturalismus gehen. Dabei wenden wir uns einigen Fragen zu:

*Wieso POSTStrukturalismus ?

*Was hat Roland Barthes damit zu tun ?

*Wieso sagt Foucault der Autor ist tot, wenn er doch lebt ?

*Was passiert mit dem Subjekt und dem Text in poststrukturalistischer Theorie ?

*Ist Poststrukturalismus gefährlich ?

 

 

Einen schönen Gruß,

 

Timon

 

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